Unter dieser Überschrift haben die EKD und die Deutsche Bischofskonferenz im Rahmen der Aktion „2021 – 1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ eine Plakatreihe gestaltet, die die enge Verbundenheit zwischen Judentum und Christentum zeigt und so zum Nachdenken anregt. Diese Einladung zum Nachdenken geben wir gerne weiter:
Gerade bei den kirchlichen Festen wird die Verwurzelung des Christentums im Judentum – so beschreibt es auch der Apostel Paulus (Röm 11) – deutlich; Jesus und seine Jünger waren Juden. Diese Verbindung wird mit den Plakaten deutlich gemacht. Zugleich regt die Kampagne an, das aktuelle jüdische Glaubensleben mit seinen Gemeinsamkeiten, aber auch mit seinen Unterschieden zum Christentum wahrzunehmen und darüber auch die Beziehungen zwischen beiden Religionen im Alltag heute zu bedenken. Gleichzeitig ist es das Ziel,
einen Beitrag zur Bekämpfung des Antisemitismus zu leisten, denn Ausgrenzung und Hetze, Verschwörungsmythen und Übergriffe gegen jüdische Menschen nehmen weiter zu,
obwohl doch so viel Verbindendes existiert.
Lassen Sie sich zu solchem Nachdenken einladen!
Ihr Dr. Christof Grote
Superintendent des Ev. Kirchenkreises Lüdenscheid-Plettenberg
Das achttägige jüdische Fest, das als Chanukkah bekannt ist, erinnert an die Wiedereinweihung des Zweiten Tempels in Jerusalem im zweiten Jahrhundert v. Chr., wo sich die Juden im Makkabäeraufstand gegen ihre griechisch-syrischen Unterdrücker erhoben hatten. Diese Gruppe von Juden ist als die Makkabäer bekannt. Der Name setzt sich aus den Anfangsbuchstaben des hebräischen Satzes “Mi Kamocha Ba’eilim Hashem” zusammen, was so viel bedeutet wie “Wer ist wie Du, Gott”.
Die Geschichte von Chanukkah hat – ähnlich wie die Geschichte vieler religiöser oder altertümlicher Feiertage – verschiedene Ausgangs- und Endpunkte. Die Ereignisse, die das Chanukkah-Fest inspirierten, fanden in einer besonders turbulenten Phase der jüdischen Geschichte statt.
Um 200 v. Chr. kam Judäa – das heutige Israel – unter die Kontrolle von Antiochus III., dem seleukidischen König von Syrien, der den dort lebenden Juden erlaubte, ihre Religion weiter auszuüben. Sein Sohn, Antiochus IV. Epiphanes, erwies sich als weniger wohlwollend. Antike Quellen berichten, dass er die jüdische Religion verbot und den Juden befahl, griechische Götter zu verehren.
Im Jahr 168 v. Chr. fielen die Soldaten von Antiochus IV. Epiphanes über Jerusalem her, massakrierten Tausende von Menschen und entweihten den heiligen Zweiten Tempel der Stadt, indem sie einen Altar für Zeus errichteten und innerhalb der heiligen Mauern Schweine opferten.
Unter der Führung des jüdischen Priesters Matthathias und seiner fünf Söhne brach eine groß angelegte Rebellion gegen Antiochus und die Seleukidenmonarchie aus. Als Matthathias 166 v. Chr. starb, übernahm sein Sohn Juda, bekannt als Juda Makkabäus – “der Hammer” – das Ruder. Innerhalb von zwei Jahren gelang es den Juden, die Syrer aus Jerusalem zu vertreiben, wobei sie sich weitgehend auf die Taktik des Guerillakrieges stützten. Die Aufstände erwiesen sich als erfolgreich, und die Juden erhielten das Recht zurück, ihre Religion in ihren Tempeln auszuüben. Dazu rief Juda seine Anhänger auf, den Tempel zu reinigen und jede Nacht eine Menora mit Öl anzuzünden, die gesegnet worden war, bis der neue Altar über dem alten errichtet werden konnte.
Der goldene Leuchter, dessen sieben Zweige das Wissen und die Schöpfung darstellen und der jede Nacht brennen sollte. Aber es war nur noch ein Fläschchen Öl übrig, das nur für eine Nacht reichen würde. Sie zündeten ihn trotzdem an, und er brannte acht Tage lang, so lange, wie man braucht, um neues Öl zu pressen.
Nach dem Talmud, einem der wichtigsten Texte des Judentums, wurden Juda Makkabäus und die anderen Juden, die an der Wiedereinweihung des Zweiten Tempels teilnahmen, Zeugen eines Wunders, das sie für wahr hielten.
Obwohl es nur genug unverdorbenes Olivenöl gab, um die Kerzen der Menora einen Tag lang brennen zu lassen, flackerten die Flammen acht Nächte lang weiter, so dass sie Zeit hatten, einen neuen Nachschub zu finden.
Dieses wundersame Ereignis inspirierte die jüdischen Weisen, ein jährliches achttägiges Fest auszurufen.
Die Geschichte von Chanukkah erscheint nicht in der Torah, da die Ereignisse, die den Feiertag inspirierten, erst nach ihrer Niederschrift stattfanden.
Es wird jedoch im Neuen Testament erwähnt, in dem Jesus an einem “Weihefest” teilnimmt.
Es war damals das Fest der Tempelweihe in Jerusalem, und es war Winter. Joh. 10,22
Rosch ha-Schana: Vom Blasen des Widderhorns zum jüdischen Neujahrsfest
Quelle: https://www.mdr.de/religion/rosch-haschana-judentum-neujahr-bedeutung-datum-braeuche-102.html
Im Oktober feiern Jüdinnen und Juden Rosch ha-Schana, das jüdische Neujahrsfest. Das Fest erinnert an die Schöpfung
der Welt. Wir erklären Bedeutung, Datum und Bräuche des Feiertags.
Das Neujahrsfest Rosch ha-Schana wird in diesem Jahr vom 02. bis 04.10.2024 gefeiert. Zu Rosch ha-Schana – was so
viel bedeutet wie “Haupt des Jahres” – feiern jüdische Gläubige auch die Erschaffung der Welt. Aus diesem Grund wird
Rosch ha-Schana auch als Tag des göttlichen Gerichts bezeichnet. Viele Gläubige nutzen die Gelegenheit, um auf ihr
Leben und ihre Tun im vergangenen Jahr zurückzublicken. Gleichzeitig fassen sie, wie auch hierzulande zu Neujahr üblich, Vorsätze für das neue Jahr – allen voran den Vorsatz, Gutes zu tun.
Der jüdische Kalender
Dass die jüdischen Gläubigen erst im Spätsommer oder Frühherbst ihr Neujahrsfest feiern, hat mit ihrer Zeitrechnung
zu tun.
Das Jahr “Null” ist nach jüdischem Glauben das Jahr, an dem Gott die Welt erschaffen haben soll. So steht es in den jüdischen Schriften. Nach dem weltlichen Kalender war das vor 5785 Jahren, 3763 Jahre vor Christi Geburt. Luach heißt
der jüdische Kalender auf Hebräisch, der sich nicht nach der Sonne, sondern nach dem Mond richtet. Das jüdische Jahr beginnt mit dem Monat Tischri.
Zu Rosch ha-Schana versammeln sich die Gläubigen in der Synagoge zum Gebet. In vielen Gemeinden ist es Brauch,
den Gebetsraum für den Neujahrsgottesdienst zu schmücken. Um die Erhabenheit des Tages herauszustellen,
verwenden die Gläubigen hauptsächlich weiße Stoffe und Schmuckelemente.
Mit Rosch ha-Sschana beginnen auch die “ehrfurchtsvollen Tage”. Diese enden mit dem Versöhnungsfest Jom Kippur
zehn Tage später. Höhepunkt des Neujahrsfestes ist das Blasen des Schofar, eines Widderhorns. Es soll die Gläubigen
an ihre Pflichten erinnern.
Süßer Apfel und “gefilte Fisch”
Traditionell gibt es zum Neujahrsfest “gefilte Fisch”, ein mit Fisch gefüllter Karpfen. Dazu wird rund gewickeltes Weißbrot gereicht. Dieses soll den Jahreskreislauf symbolisieren.
Um den Wunsch nach einem “süßen Jahr” voller Segen und Fülle zum Ausdruck zu bringen, wird ein in Honig einge-
tauchtes Apfelstück gegessen.
Nach jüdischem Glauben wird an Neujahr jedem Menschen ein gutes oder schlechtes Jahr ins Buch des Lebens geschrieben. Deshalb wünschen sich Juden: “le-schana towa tikatewu” – Möge Dir ein gutes Jahr eingeschrieben werden! oder kurz: “schana towa” – Ein gutes Jahr!
„Ihr seid die Wächter auf den Mauern Jerusalems. Gönnt euch keine Ruhe!“ – Der israelische Prediger und Autor Doron Schneider zu Besuch in der Evangelischen Gemeinde Brügge-Lösenbach in Lüdenscheid.
Artikel von Iris Kannenberg
Am 20. März 2024 war der christusgläubige Israeli, Prediger, Autor und Geschäftsmann mit deutschen Wurzeln –
Doron Schneider – gemeinsam mit seiner Frau Shelly zu Gast in der Evangelischen Kirchengemeinde Brügge-Lösenbach,
um über die aktuelle Situation in Israel zu berichten. Die Kirche war voll, es besteht unter Lüdenscheids Christen offensichtlich großer Bedarf an direkten Informationen aus dem Heiligen Land. Presbyter der Gemeinde und Haupt-Organisator des Abends, Rainer Kopatz, begrüßte die Anwesenden mit einem einleitenden Wort, stellte Doron Schneider vor und eröffnete die Veranstaltung dann mit einem Gebet.
Der Prediger erzählte zunächst über sein Projekt, in Israel Häuser zu bauen, weil er aufgrund des weltweit ansteigenden Antisemitismus mit einer zeitnahen Zuwanderung nach Israel von ca. einer Millionen Juden aus allen Teilen der Welt rechnet. Die Ereignisse des 7. Oktobers und das Eintreten Israels in den Krieg gegen die Hamas lösten viel Mitgefühl für, aber auch heftige Proteste gegen Israel aus. Doron Schneider: „Nur vier Flug-Stunden von hier kämpft Gottes Volk um
seine Existenz. Gleichzeitig gibt es weltweit einen massiven geistlichen Kampf gegen christliche Werte parallel zu dem physischen Kampf gegen uns Juden. Was will ich damit sagen? Ganz einfach: Man kann diese Geschehnisse nicht als getrennt voneinander sehen, denn das, was Israel ganz real gerade passiert, passiert auch bei euch, nur auf einer geistlichen Ebene.“
Er berichtete von den Ereignissen, die am 7. Oktober zu dem Krieg führten. Ich spare mir hier die Einzelheiten, weil es
kaum zu ertragen ist, welche Gräueltaten an diesem Tag durch die Hamas an Juden verübt wurden. Immer noch sind
134 Geiseln in Gefangenschaft und niemand weiß, ob sie noch leben. Darunter Babys, Kinder, Jugendliche, ganze Familien aber auch Holocaust-Überlebende. Auf die Frage, wie es überhaupt zum 7. Oktober kommen konnte, antwortete Doron: „Diese Frage ist immer noch nicht ganz geklärt. Eventuell gab es Kollaborateure. Tatsache ist, dass das gesamte Sicherheitssystem komplett versagt hat. Diese Frage nach dem weshalb und warum wird geklärt werden. Nach dem Krieg. Jetzt ist es erst einmal wichtig, dass wir als ein Volk agieren. Es darf nicht zu Spaltungen an dieser Frage kommen. Das wäre wohl für Israel das Ende.“
Warum Gott diesen Überfall überhaupt zuließ? Doron Schneiders Antwort: „Weil Israel lau geworden war. Weil es sich
auf seinen technischen Errungenschaften wie dem „Iron Dome“ ausruhte und Gott vergaß. Wenn Gottes Volk sich den Götzen zuwendet, zieht dies unweigerlich Gericht nach sich. Nur so wird Israel wach und wendet sich als Volk seinem
Gott erneut zu. Dies geschieht auch in diesen Tagen. Israelische Soldaten treten nun wieder vor jedem Gefecht
gemeinsam vor den Herrn und bitten ihn um Schutz. Vor der Klagemauer Jerusalems versammelt sich die Bevölkerung
in großer Einheit, um Gott anzurufen und um Vergebung und Bewahrung zu bitten. Israel besinnt sich und kehrt zurück
zu seinem Gott. Aber zu welch einem schrecklichen Preis.“
Vielen Christen stellt sich die Frage: „Wie können wir als Christen Israel helfen und unser Brudervolk unterstützen?“
Doron Schneider antwortete darauf sehr klar: „Indem wir uns darauf besinnen, dass wir zusammengehören. Um mit
Paulus zu sprechen: Ihr seid die eingepfropften Zweige, wir die Wurzel des Ölbaums. Das hat eine tiefe Bedeutung.
Lasst mich das anhand der acht Ölbäume erklären, die in Israel heute noch stehen und die zur Zeit Jesu bereits standen. Wodurch blieben diese Bäume am Leben? Und solange? Weil man ihnen immer wieder neue Zweige einpfropft. Diese Zweige geben der Wurzel kontinuierlich neues Leben, verjüngen sie und verhindern so das Sterben der Bäume.
Genauso ist es mit Israel und den Christen. Mit eurem Gebet gebt ihr der alten Wurzel neues Leben, eure Gebete
erhalten Israel am Leben. Ohne euch könnten wir einpacken. Deshalb: Besinnt euch auf die Wurzel, zu der ihr gehört, vergesst uns nicht, steht vor Gott für uns ein. Der Ölbaum Gottes kann nur zusammen überleben. Die Wurzel nicht
ohne die Zweige und die Zweige nicht ohne die Wurzel. Wir brauchen euch wie nie zuvor. Und ihr braucht uns. Seid
euch dessen bewusst. Nur zusammen öffnen wir den Weg für die Rückkehr Jesu. Er wird wiederkommen. Durch unsere gemeinsame Anstrengung. Die Vollzahl der Nationen muss eingehen in Gottes Shalom und zu ihm umkehren, dann
wird auch die Decke endlich von Israel genommen und der Weg ist dann frei für IHN.
Ihr seid die Wächter auf den Mauern Jerusalems. Gönnt euch keine Ruhe. Gott hat uns ein geistliches Schwert gegeben,
die Bibel. Gebraucht es! Denn Israel braucht ein Wunder. Ich bin gewiss, Gott zieht seine Verheißungen nicht zurück.
Bitte richtet daher das Volk Israel nicht, sondern schaut mit uns gemeinsam auf Jesus allein. Mir ist es ein großer Trost,
dass ich weiß, dass Gott treu ist und sich letztendlich seinem Volk immer wieder zuwendet, und es beschützt.
Ob Christ oder Jude, das gilt für uns alle gleichermaßen.“
Der Abend mit Doron Schneider war trotz der schockierenden Einzelheiten über den 7. Oktober aufbauend und wegweisend. Er gab Hoffnung und eine durchaus auch ermutigende Sicht auf die derzeitigen Geschehnisse im Nahen Osten, die Doron Schneider gleichermaßen als Christ und als Jude beurteilen kann. Alle seine Aussagen waren dabei umfassend biblisch fundiert. Er gestaltete den Abend mit großer Empathie und gab den Anwesenden einen tiefen
Einblick in die oft mehr als herausfordernde Zeit, durch die wir gemeinsam mit dem Herrn gerade gehen. Ein mutiger
und für Jesus brennender Mann. Ganz ohne Frage! Mut beweist auch die Gemeinde Brügge-Lösenbach, sich dem
Thema Israel beständig und öffentlich zu stellen. Davor darf man in einer Zeit, in der Antisemitismus wieder gefährlich
präsent ist, „den Hut ziehen“.
Im Anschluss an den Vortrag von Doron Schneider gab es noch Raum für Fragen aus dem Publikum, die er gern beantwortete. Zu wünschen wäre, dass einer Stimme wie der von Doron gerade unter uns Christen noch mehr Gehör geschaffen würde. Man kann ihn gern einladen. Dazu darf man ihn über seine Webseite www.doronschneider.de kontaktieren und dort auch seinen Newsletter abonnieren. Alles in allem: Ein beeindruckender, charismatischer
Mann, den kennenzulernen mir persönlich eine Freude war. Er ging und hinterließ keine Fragezeichen, sondern ein
klares Statement und eine biblisch in allen Einzelheiten belegte Ausrichtung auf das, was wirklich wichtig ist: Dem
Herrn treu zu sein, seine Wege zu gehen und zu begreifen, dass wir als Christen und Juden untrennbar zusammen-
gehören. Israel und die Nationen bleiben gemeinsam, was sie sind und immer waren: Gottes Dream-Team und Rettungsanker für die Welt!
Zu Doron Schneider: Beharrlichkeit, Kreativität und Leidenschaft sowie der feste Glaube an Gott haben den sympathischen
Israeli Doron Schneider, der in Düsseldorf geboren wurde und mit 11 Jahren nach Israel zog, zu dem gemacht, was er heute ist: Einerseits ein erfolgreicher Geschäftsmann, der sich andererseits Monat für Monat eine Woche aus dem Big-Business‘ verabschiedet, um seiner Berufung zu folgen und den Menschen außerhalb Israels einen tiefen Einblick in die derzeitige
Nahost-Situation im Licht der Bibel zu geben. Er ist nicht nur Autor einiger wegweisender Bücher und Publizist in zahlreichen
Print- und Internetmedien, sondern Doron Schneider ist mit mehr als 4000 Referaten in den letzten 20 Jahren, einer der gefragtesten israelischen Vortragsredner überhaupt. Doron Schneider versteht sich heute vorrangig als Dolmetscher zweier Kulturen und möchte Menschen inspirieren – ihnen eine neue Sicht auf Israel vermitteln. Wer ihn kontaktieren möchte:
Er ist erreichbar über seine deutsche Webseite www.doronschneider.de.
Viele ältere und auch jüngere Menschen haben heute keinen Bezug mehr zum jüdischen Leben in Deutschland, geschweige denn, dass sie jüdische Menschen persönlich kennen oder einen Bezug zum Land Israel haben. Dies änderte sich für mich und eine kleine Gruppe von Christen aus verschiedenen Gemeinden hier im Märkischen Kreis in einer für uns überraschenden Art und Weise.
Im Oktober 2014 fand in Hagen ein sog. “Marsch des Lebens“* mit 20 Überlebenden des Holocaust aus Israel statt. Diese Initiative entstand aus dem Gedanken heraus, dass bis heute eine Decke des Schweigens über vielen persönlichen Familiengeschichten unserer Väter und Großväter im 2.Weltkrieg liegt. Auf Routen ehemaliger Todesmärsche, die Ende des Krieges stattfanden, wurden Märsche des Lebens und der Versöhnung mit überlebenden Zeitzeugen zusammen initiiert. Eine nationale, geschichtliche Aufarbeitung und Erinnerungskultur in unserem Land, auch in Schulen, kennen wir zur Genüge. Doch der Aspekt, die persönliche Familiengeschichte dahingehend zu erforschen, bleibt größtenteils unberücksichtigt. Im Rahmen dieser Initiative kamen erschreckende Wahrheiten ans Licht. So wurde auch für viele von uns dieses Ereignis zu einer Reise, die unser persönliches Leben und unsere Überzeugungen in einigen Punkten grundlegend verändert hat. Für viele von uns war dies überhaupt der erste Kontakt mit Juden, die als Kinder den Holocaust überlebt hatten. Danach gab es eine Reihe von verschiedenen Besuchen und Begegnungen mit Holocaustüberlebenden aus Israel hier in Lüdenscheid. Es entstanden Freundschaften, Herzensbeziehungen und Kontakte nach Israel. In den Jahren 2016 und 2017 luden wir jeweils eine Gruppe von 12-13 Überlebenden für 10 Tage als Gäste nach Lüdenscheid ein. Uns trieb die Vision an, Begegnung, Beziehung und Versöhnung mit der jungen Generation in den Schulen einerseits und Versöhnung zwischen Juden und Christen in christlichen Gemeinden andererseits zu ermöglichen. Den Holocaustüberlebenden war es ein Bedürfnis, ihre Geschichte jungen Deutschen wie ein Vermächtnis weiterzugeben, damit die Schüler selbst zu Zeugen der Zeitzeugen für ihre Generation werden können. Auf beiden Seiten kam es zu heilsamen und berührenden Begegnungen. Ein Beispiel:
Ein Direktor einer Schule stand mit Tränen in den Augen vor seinen Schülern. Er war tief bewegt und erschüttert durch die Zeugnisse der Überlebenden, durch die seine eigene Familiengeschichte lebendig wurde. Er hatte jüdische Verwandte, die umkamen und ebenso Verwandte, die zu Tätern geworden waren.
Um Versöhnung zwischen Juden und Christen zu suchen und ihr Raum zu machen, setzten wir uns mit der unheilvollen Geschichte des Christentums, nicht nur im 2. Weltkrieg, sondern auch in den letzten 2000 Jahren auseinander. Wie kann es sein, dass wir als Christen, die wir an den Gott der Bibel glauben, an Jesus, der ein Jude ist und an seine jüdischen Geschwister, nur wenig Verständnis und Bezug zum jüdischen Volk und zum Land Israel haben? Wir haben diese Verbindung über Jahrhunderte in der Kirche geleugnet, ersetzt und ihr fast keine Bedeutung beigemessen -bis heute. Durch dieses“ heilsame Erkennen“ der jüdischen Wurzeln unseres Glaubens wurde das Bibelwort aus Jesaja 40,1:
“Tröstet, tröstet mein Volk…“
für uns zu einem Auftrag und Leitmotiv in all unseren Aktionen und Begegnungen mit Menschen aus dem jüdischen Volk. Über die Jahre entstanden Beziehungen nach Israel zu Überlebenden und zu orthodoxen Juden, aber auch Kontakte zu jüdischen Menschen hier in Deutschland. Regelmäßig lernen und studieren wir gemeinsam mit jüdischen Geschwistern, die Jesus als ihren jüdischen Messias erkannt haben, die Bibel im Kontext der jüdischen Wurzeln und lernen die Zusammenhänge unseres gemeinsamen Glaubens an den Gott Israels. Gerade die messianischen Juden – sie bleiben trotz ihres Glaubens an Jesus, ihren Messias, jüdisch und müssen nicht, wie oft falsch verstanden, zum Christentum konvertieren – sind ein gesegnetes Verbindungsglied zu unseren jüdischen Wurzeln. Das Land Israel mit all seinen Kontroversen und Spannungsfeldern ist letztlich das Land, das Gott Abraham und seinen Nachfolgern versprochen hat.
2018 führten wir im Rahmen von „70 Jahre Israel und 750 Jahre Lüdenscheid“ eine Veranstaltung durch, die die jüdische Geschichte in unserer Stadt und auch in den Kirchengemeinden Lüdenscheids aufzeigte. Sie war gleichzeitig eine Geschichte des Erfolgs und großen Leides. Für uns als Christen macht sie unmissverständlich klar: Es gibt nur einVolk Gottes – jüdische Gläubige und Christen – sind eine Familie. Diese Einheit zu leben, zu suchen und gegen jeden Widerstand zu bezeugen, ist uns Aufgabe und Perspektive für die Zukunft geworden.
Freunde Israels – Haus des Lebens e.V.
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